Veröffentlichung im Sinne der Transparenzbestimmungen/Pubblicazione ai fini della trasparenza 2021: Amt für Innovation und Technologie/Ufficio Innovazione e tecnologia: 217.000€ – Amt für Kultur/Ufficio cultura: 63.000€ – Marktgemeinde Schlanders/Comune di Silandro: 100.000€ – Gemeinde Mals: 6.000€

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9# BASIS Stammtisch digital „Welfare Aziendale“

Am 11. Mai fand der, nun schon neunte, Stammtisch der BASIS Vinschgau Venosta statt. Er war dem Thema Welfare Aziendale, also der Betrieblichen Wohlfahrt und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gewidmet.

Im #9 BASIS Stammtisch ging es darum, wie Betriebe ihren Mitarbeiter*innen Sachgüter und Dienstleistungen zur Verfügung stellen können, welche Vorteile dies hat und warum es notwendig ist. Der Stammtisch wurde in Zusammenarbeit mit dem Präsidenten der SOVI, Manuel Rammlmair, organisiert und fand wie die letzten Ausgaben online statt.

Nach einer kurzen Einführung und Begrüßung von Seiten der BASIS übernahm Manuel Rammlmair das Wort und sprach einleitend über das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf und über die verschiedenen Familienangebote der SOVI – Sozialgenossenschaft Vinschgau. Zusammen mit der Marktgemeinde Schlanders werden diese Angebote gefördert und auf der Gemeindeseite aufgelistet. Dabei handelt es sich vor allem um Kinderbetreuungen im Sommer, sowie Angebote zur Nachmittagsbetreuung, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Zur Frage, ob es auch noch andere Möglichkeiten gebe, wie die Vereinbarkeit gewährleistet werden kann, unabhängig von der Betreuung der zu beaufsichtigenden Kinder, antwortete Rammlmair, dass es auch für Betriebe die Möglichkeit gebe, den Mitarbeiter*innen entgegenzukommen, um hier einen Beitrag zu leisten. Daraufhin berichtete die Geschäftsführerin der SOVI, Silvia Valentino, davon, welche Angebote konkret in der Sozialgenossenschaft Vinschgau erstellt wurden. Sie stellte das betriebsinterne Programm vor, das aus drei Punkten besteht. In diesem betrieblichen Wohlfahrtsprogramm gehe es vor allem um die Gesunderhaltung der Mitarbeiter*innen, so Valentino. Deshalb vergibt die SOVI an ihre Mitarbeiter*innen einmal jährlich Gutscheine für Tätigkeiten der Gesundheitsförderung, sowie mehrmals im Jahr Lebensmittelkörbe mit lokalen Produkten und Anerkennungen für langjährige Diensttätigkeit. In einem Betriebsabkommen mit der Gewerkschaft wurde dieses Programm erstellt und die Wichtigkeit der Miteinbeziehung der Mitarbeiter*innen war von Anfang an gegeben, um effizient und zielführend zu sein.

Über den steuerrechtlichen Teil informierten gleich im Anschluss Dr. Andrea Mirandola und Dr. Karolina Silvestri von der ELAS. Dabei ging es um die Möglichkeiten und Formen, wie man das Thema Welfare Aziendale den Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen nahebringen könne. Es gibt drei Arten dieser Zusatzleistungen: einmal können Kollektivverträge diese schon vorsehen; sie können in Form eines Betriebsabkommens eingeführt werden und haben somit vertragliche Bindung für den Betrieb; die dritte Variante ist, dass das Unternehmen freiwillig das Welfare in anderer Form einführen kann. „In der Praxis gibt es noch nicht viele Anfragen, da Arbeitgeber*innen denken, dass der bürokratische Aufwand sehr groß sei“, so Silvestri. Als Antwort darauf betonte sie vor allem den steuerlichen Vorteil für Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen, da diese Zusatzleistungen sozialbeitrags- und steuerfrei sind und in verschiedensten Bereichen eingesetzt werden können. So zum Beispiel in Zusatzrentenversicherungen, Pflegedienste, Rückzahlungen von Darlehen oder in Reisen. Für Mitarbeiter*innen und Unternehmen müssen diese Leistungen sinn- und zweckgebunden sein und klare Vorteile aufweisen. Andrea Mirandola machte anhand eines Beispiels klar, dass eine Zusatzleistung mehr Vorteile bringt als eine reine Lohnerhöhung, da letztere versteuert werden muss, während Zusatzleistungen steuerfrei sind. Brutto ist in diesem Moment also gleich Netto. Zudem gibt es einen großen Spielraum, wie Welfare eingesetzt werden kann, mit nur einigen wenigen spezifischen Limits, zum Beispiel bei den Rentenfonds oder diversen Gutscheinen. Betriebe können zudem entscheiden, ob sie diese Leistungen selbst oder über eine Plattform laufen lassen. Die Mitarbeiter*innen können sich dann auswählen, was sie an Leistungen annehmen wollen. Solche Zusatzleistungen sind ein Gewinn für beide Parteien, da sie die Attraktivität der Firma steigern und höhere Leistungen der Mitarbeiter*innen hervorbringen.

Als Experte für den gewerkschaftlichen Teil übernahm dann Tony Tschenett, der Vorsitzende des ASGB, das Wort. Zu Anfang ging er auf die Produktivitätsprämie ein, die in großen Unternehmen schon länger zur Norm gehört, da Produktivität dort vielleicht einfacher messbar ist. Mittlerweile gibt es immer mehr Unternehmen, die Welfare Aziendale für ihre Miterbeiter*innen einführen. Natürlich gibt es aber auch für kleine Betriebe die Möglichkeit. Wichtig ist deshalb, dass auch kleinen und mittelgroßen Unternehmen die Vorteile und Möglichkeiten aufgezeigt werden, damit das Potential darin erkannt werden kann. Bilaterale Körperschaften spielen eine sehr große Rolle bei diesem Thema, da es Unterstützungen und Rückvergütungen gibt. „In Südtirol wird viel angeboten, aber zum Teil kommt es nicht nach außen, zu den Unternehmen und Mitarbeiter*innen, und das muss sich ändern! Die Kommunikation muss besser werden“, so Tschenett. Vor allem Wirtschaftsberater müssen ihre Kunden über die Möglichkeiten, Vorteile und Chancen aufklären. Zudem müssen in Südtirol Plattformen geschaffen werden, die solche Zusatzleistungen anbieten und auch verwalten. Dieses Thema muss an Wichtigkeit gewinnen und besser und mehr kommuniziert werden. Die Zusatzleistungen generieren Anerkennung und Wertschätzung bei den Mitarbeiter*innen und wirken sich positiv auf diese aus.

Mit einigen Anmerkungen und Abschlussstatement von Seiten der weiteren Eingeladenen, Dr. Monika Wielander (Vertreterin der Arbeitnehmer*innen in der SVP und Gemeindereferentin für Familie, Bildung und Soziales), Manuel Trojer (Vizebürgermeister und Gemeindereferent für Wirtschaft, Tourismus und Sport) und Karin Meister (Bezirksleiterin Vinschgau des hds), wurde der Abend erfolgreich beendet.  Man war und ist sich einig, dass dieses Thema noch viel mehr an die Öffentlichkeit gebracht werden muss und Aufklärung erfordert. Ein konkretes Angebot vom Verein „Natur erleben Vinschgau“ wurde am Ende noch vorgestellt.

Allgemein
17.05.2021