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Neue Arbeit braucht die Welt

Arbeiten um zu leben? Leben um zu arbeiten? Was ist mit Arbeiten UND leben? Die Arbeitswelt wird sich durch die Krise nicht von heute auf morgen drastisch ändern, doch in kleinen Schritten wird das geschehen.

In der Physik wird die Arbeit mit Kraft x Weg bzw. Leistung x Zeit berechnet. Was, auch abseits von Joule und Watt, leider auf die gängige Einstellung gar einiger Menschen zur Arbeit zutrifft. Man begibt sich an den Arbeitsplatz, leistet die geforderte Anzahl an Stunden und verschwendet oft nach Feierabend nur wenig bis keine Gedanken mehr daran. Für Selbstständige bzw. auftragsbasierte Berufe ist die Situation vielleicht ein wenig anders, doch der Grundtenor der Arbeit als notwendiges Übel zur Geldbeschaffung, zur Sicherung der Existenz und des Überlebens durchzieht viele Bereiche der Gesellschaft. Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, Stress bis hin zum Burnout sind die Folge. Für viel zu viele hat Beruf mit Berufung außer fünf von acht Buchstaben nicht unbedingt viel gemein.

 

 

The future is now

Hier setzt „New Work“ an und versucht, eine neue, verbesserte und vor allem menschenfreundlichere Herangehensweise zu finden. Dieser Überbegriff lässt sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen; die verschiedenen Spielarten des Umdenkens in puncto Arbeit könnten Bücher füllen (und haben dies bereits getan!). Von relativ naheliegenden Konzepten bis zu an Science-Fiction grenzender Zukunftsmusik ist alles bunt vertreten.

Auf der einen Seite zum Beispiel die Digital Nomads, die nur mit Laptop, oft sogar Smartphone, bewaffnet ihr Geld im Internet verdienen und währenddessen durch die Welt tingeln. Oder die, gerade jetzt durch Covid-19 in den Fokus gerückte, Möglichkeit zur Heim- und Telearbeit. Besonders hier sind, je nach Berufssparte, teils eklatante Schwächen aufgezeigt worden, die eine bessere Bereitstellung von technischen und rechtlichen Voraussetzungen erfordern. Die Digitalisierung und nahtlose Vernetzung unabhängig vom physischen Aufenthaltsort des Arbeitenden werden zunehmend vom Novum zur Normalität, vom „nice to have“ zum „must have“.

Auf der anderen Seite stehen die glühenden Verfechter einer großartigen Revolution, die so viele Prozesse wie möglich automatisiert oder ihre Handhabung auf künstliche Intelligenz abwälzt, um dem Menschen die freie Hand zu geben, um das auszuüben, was ihn wirklich von noch so ausgefeilten Maschinen unterscheidet. Kreativität, Erfindungsgeist, Fantasie, das Menschliche und Individuelle eben. So pragmatisch oder visionär die verschiedenen Spielarten der Bewegung auch sein mögen, sie alle haben das entschiedene Ziel, unsere Arbeitskultur nachhaltig zu verändern.

 

Arbeiten um zu leben? Leben um zu arbeiten? Arbeiten UND leben!

Ein weiterer Teilbereich der New Work, der besondere Beachtung verdient: das Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, oder noch besser gesagt Arbeit und Urlaub. Ist die Produktivität des Arbeitenden nicht an den Aufenthaltsort gebunden, muss er sich nicht das ganze Jahr im selben Alltagstrott dahinschleppen, um dann zu versuchen, in insgesamt vier bis acht Wochen möglichst viel Lebensfreude und Entspannung wettzumachen. Die daraufhin natürlich bis zum nächsten Urlaub reichen sollen.

In sogenannten Working Retreats wurde dies bereits versucht zu umgehen, doch stellen diese de facto einen All-Inclusive-Urlaub dar, dessen nicht mit Sonnenbaden, mehrgängigem Dinner und Cocktailgenuss gefüllte Stunden im Hotelzimmer oder am Pool mit Telearbeit verbracht werden. Ein guter Ansatz, doch je nach Anbieter für regelmäßige Nutzung zu kostspielig – und auch in Sachen angebotener Infrastruktur und Möglichkeit zur Entfaltung nicht das Gelbe vom Ei.

Mehrere Studien unter Freiberuflern, vielreisenden Unternehmern und Digital Nomads ergaben, dass Hotels, Hostels und AirBnBs meist denkbar schlechte Umgebungen für produktives Arbeiten darstellen. Einige große Startups der 2000er sind an Ecktischen in Coffeeshop-Ketten entstanden, doch stellen diese eher die Ausnahme als die Regel dar. Zudem erwähnten einige Befragte als zu erwartenden, jedoch nichtsdestotrotz negativen Faktor das Alleinsein und alleine arbeiten, den Mangel an Feedback und Wissen, den das Arbeiten in größeren gleichgesinnten Gruppen mit sich bringt. Wie also kann Arbeit und ungebundenes Reisen mit sozialem Austausch, auch branchenübergreifend, kombiniert werden?

 

Die eierlegende Wollmilchsau Coworkation

Des Rätsels überraschend einfache Lösung: Coworkation. Der Begriff vereint alle diese Aspekte auf nahtlose Weise, und dies auch in grammatikalischer Hinsicht. Als Portmanteau aus COmmunity (Gemeinschaft), WORK (Arbeit) und vacATION (Urlaub) kombiniert es gekonnt das Angenehme mit dem Nützlichen, work hard mit play hard, Effizienz mit Entspannung.

Das Coworking ist bereits seit einiger Zeit ein Begriff, der von sich reden macht. Das Arbeiten in großen, meist sehr offenen Räumlichkeiten mit diversen branchen- und disziplinenübergreifenden anderen Personen bietet ungeahnte Möglichkeiten. Von der simplen Gesellschaft in Pausen über den Vorteil der Meinung eines Außenstehenden zu Problemen oder Ideen bis hin zur ausgewachsenen Zusammenarbeit an Projekten bietet das Coworking nur Vorteile.

Eine grundlegende Eigenschaft, die ein jeder Coworking Space von Format aufweisen sollte, ist die unverbindliche Bereitstellung der nötigen Materialien und Infrastruktur in bequemen Pauschalen, die auch kurzfristige Entscheidungen begünstigen. Im Gegensatz zu Bürogemeinschaften verschiedener Firmen, die langfristige Bindung benötigen, können Coworker individuell entscheiden, wie lange sie die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten und Arbeitsmaterialien in Anspruch nehmen. Fernwehgeplagte Coworker können im Wochentakt durch die Geographie jetten, solange sie einen Coworking Space am Zielort wissen, ist die nahtlose Weiterführung ihrer Projekte gesichert.

Coworkation ist aber mehr als nur das. Auch die Destinationen selbst tragen zum Vacation-Teil bei. Im Gegensatz zu Coworking Spaces in Ballungsräumen und Millionenstädten weisen auf Coworkation ausgelegte Spaces neben den oben genannten Vorteilen noch örtliche Besonderheiten auf, die eine Reise dorthin schmackhaft machen. Als bestes Beispiel hier sei CoworkationAlps genannt, dessen Gründungs-, Vorstands- und Aufsichtsratsmitglied BASIS Vinschgau Venosta ist. In der Mittagspause die Skipiste hinunterwedeln oder einen Dreitausender erkraxeln? Einen Abend mit dem Erforschen von mehreren Tausend Jahren Kultur oder einem kühlen Getränk und atemberaubender Aussicht auf die Bergwelt verbringen? Die Muse in stillen Wäldern oder auf dem heimeligen Trubel eines ländlichen Wochenmarkts zu neuen Höhenflügen inspirieren? Die freie Zeit mit interessanten Workshops und Musikveranstaltungen füllen? Wonach der Sinn auch steht, Coworkation machts möglich.

 

Fazit

Ob auf Entschleunigung ausgelegte Kraftorte mit jahrhundertealtem rustikalem Charme, modernste Großraumanlagen mit Panoramablick aus dem Fenster oder wie bei uns in Schlanders im Vinschgau die einzigartige Location einer ehemaligen Militärkaserne, in einen Ort des Willkommens verwandelt – Coworkations bieten unzählige Facetten, und jede davon ist es wert, erfahren zu werden. Und dank umfangreicher Ausstattung und Unterstützung durch 3D-Drucker, Risograph, Leinwand und Beamer, Kaffeemaschine und vieles mehr, können in so produktivem Umfeld Projekte aller Art zum vollen Erfolg werden. Denn wer seine Arbeitszeit effizient nutzt, hat mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben – obwohl im besten Fall die Arbeit selbst dazugehören sollte.

Die Arbeitswelt wird sich nach der derzeitigen Krise nicht von heute auf morgen vom grauen Büroalltag zum individuellen, der freien Entfaltung verpflichteten Wunderland wandeln. Doch wir bringen sie dem gern mit jedem Tag ein kleines bisschen näher…

Coronakrise
17.03.2020