Was ist sie nun, dieses Music Residence? BASIS veranstaltete im September 2024 eine einmonatige Musikresidenz für Künstler:innen aus ganz Europa. Fünf talentierte Musiker:innen, Komponist:innen und Produzent:innen fanden sich im Vinschgau ein, um sich von seiner Folklore, seiner Landschaft und nicht zuletzt seinen Bewohner:innen inspirieren zu lassen, um einzigartige elektronische und ambionische Klangwelten zu erschaffen. Die Residence wurde sorgsam von Dolev Nahoom Sanbira (hier evtl. Dolev-Interview-Artikel verlinken?) als Mentor begleitet und über „Culture Moves Europe – Residency Hosts – Artists in residence“ und die Europäische Union gefördert und finanziert, sowie durch das Goethe-Institut weiter unterstützt.
Die Künstler:innen
Bevor wir zum Ablauf und Impact des Projekts kommen, zuerst einmal eine kurze Vorstellung der Künstler:innen, die dem Open Call zur Teilnahme gefolgt sind. Sie kommen aus durchaus unterschiedlichen Genres, doch was sie verbindet und von Anfang an harmonisch zusammenarbeiten ließ, ist die Neugier auf den ganz besonderen Charme des Vinschgaus und die Auswirkungen auf ihr kreatives Schaffen. Die Künstler:innen der BASIS Music Residence 2024 sind:
Abigél Varga: Studium (BA Angewandte Komposition) an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest sowie an der Hochschule für Musik und Theater München (Aufbaustudiengang Komposition Meisterklasse). In ihrem musikalischen Portfolio finden sich einige Operetten und Opern sowie mehrere Kompositionen für Theaterstücke.
Celia Serrano: Künstlerin, Saxophonistin, Sängerin und Komponistin aus Valencia, lebt derzeit in den Niederlanden. Sie erforscht die Verschmelzung verschiedener Musikstile und leitet die Musikprojekte Azúmbara, LilyxCelia und Still I Rise Collective und ist regelmäßig auf renommierten Festivals anzutreffen (z.B. North Sea Jazz Festival, Amsterdam Roots Festival).
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Daniel Rudolf: Aus Rumänien stammender, in Berlin lebender Klangkünstler mit klassischen Musikhintergrund. Eigentlich zuhause in Neoklassik, Ambient und experimenteller Musik, lässt er sich jedoch nicht unbedingt auf fixe Genres festmachen. Ein Fokus seiner Arbeit sind archivierte Aufnahmen, die manipuliert und zu neuen Klängen und Kompositionen verwoben werden.
Fiorentina Harasko: BA in Instrumental- und Gesangspädagogik sowie Konzertfachstudium, dann Masterstudium Violoncello bei Bernhard Hedenborg an der Privatuniversität für Musik und darstellende Kunst der Stadt Wien (Schwerpunkt Kammermusik und Dirigieren). Chorleiterin und Mitglied verschiedener Ensembles sowie Stipendien und Preise, u.a. Kunststipendium des Europäischen Forums Alpbach und Erfolge beim Jugendmusikwettbewerb „prima la musica“.
Jera Topolovec: Performerin, Sängerin, Schauspielerin und Regieassistentin, die bereits an renommierten internationalen Festivals wie dem Prototype Festival in New York, dem Festival d‘Automne à Paris, der Ruhrtriennale und dem Moskauer Osterfestival teilgenommen hat. Erwähnenswerte Performances wie „Norma Jean Baker Trojanska“ (2022) und Strah in beda tretjega rajha (2023).
Die Residence im Detail
Wie also läuft nun so eine Residence ab? Alle Teilnehmenden erhielten vor Projektbeginn ein kurzes Briefing, das im Grunde nur die beiden Vorgaben enthielt, am Ende der Residence ein fertiges Musikstück zu präsentieren, und sich, sei es durch das bunte Programm von Dolev Sanbira wie auch Eigeninitiative, mit der lokalen Musik-Community zu vernetzen. Nach ihrer Ankunft und einer ausführlichen Tour durch die BASIS-Gebäude galt es nun, sich ans Werk zu machen.
Die erste Woche der Residence stand vor allem im Zeichen der Planung und Visionen. Die Eventlocation KASINO in der BASIS wurde ausgiebig getestet, um sich mit ihren technischen Eigenschaften und Akustik vertraut zu machen. Austausch zu den geplanten Musikstücken und Details der Umsetzung wurden besprochen, und am Samstag schließlich die erste von drei geplanten Jam Sessions (diese in der Bahnhofbar Mals) besucht, um sich mit der lokalen Musikszene zu vernetzen und auf den Schaffensprozess einzustimmen.
Gleich zwei Mal stand der Marmor in der zweiten Woche im Mittelpunkt; zum einen beim Besuch in Thomas Mayr’s Werkstat in Laas, wo er seine aus Marmor gefertigten Lautsprecher vorstellte, zum anderen im Marmorbruch selbst, dessen einzigartige Akustik sofort getestet und für Aufnahmen genutzt wurde. Dazwischen immer wieder Workshops über Musikproduktion, Mentoring mit Dolev und Jam Sessions, im kleinen Kreis im KASINO und zusammen mit der lokalen Community in verschiedenen Dörfern.
Ein Highlight der dritten Woche: Der gemeinsame Tape Loop Workshop. Mittels Überschreiben von Audio-Kassetten ohne Löschen des vorigen Inhalts konnten Schicht um Schicht neue einmalige Klanggebilde geschaffen werden. Auch fand in dieser Woche eine erstmalige Präsentation der fertigen Kompositionen im KASINO statt, um letztes Feedback und die Eigenheiten der Location einzubinden.
Der Endspurt in der vierten Woche hatte es noch einmal in sich. Ein lehrreiches Treffen mit dem Klangkünstler Peter Holzknecht. Eine zwanglose Generalprobe des Abschlusskonzerts im Schlanderser Musikpavillon. Eine weitere Jam Session im Jack&King in Töll. Die BASIS-Konferenz zu den Auswirkungen der KI auf die Kunst und Musik. Und last but not least, am Sonntag das große Finale: Das Abschlusskonzert „Fragmented Echoes”, bei dem die Ergebnisse der Residence präsentiert wurden. Das Publikum, in einem Kreis um die Performer angeordnet, konnte in die diversen Klangwelten der Künstler:innen eintauchen und sich danach bei einem gemütlichen Aperitiv weiter mit ihnen austauschen.
Fazit
Die BASIS Music Residence war ein voller Erfolg, eine lehrreiche Erfahrung für alle Beteiligten und vor allem ein wichtiger Schritt, um die lokale Musikszene mit internationalen Akteur:innen zu vernetzen. Frische, neue Ideen von Außen wurden mit den Eigenheiten und Besonderheiten des Vinschgaus und seiner Bewohner:innen verschmolzen und neue Klänge erforscht, ganz zum Selbstzweck und ohne den Druck kommerzieller Absichten.
#CultureMovesEurope #GoetheInstitut
Culture Moves Europe – Residency Hosts – Artists in residence programme supported by Culture Moves Europe and funded by the European Union
*This work was produced with the financial assistance of the European Union. The views expressed herein can in no way be taken to reflect the official opinion of the European Union.